Christiane Gaebert
Ausstellung zweier Werkgruppen Zeichnung/Malerei und Papier mit begleitender Live-Painting-Performance „Risiko“.
Letztlich ist alles was man tut und entscheidet mit mehr oder weniger großen Risiken verbunden. Menschen wollen Sicherheit – ich behaupte, es gibt keine. In der Kunst ist vieles wie ein Drahtseilakt ohne Netz und das Risiko möglichen Scheiterns ist allgegenwärtig. Wir ringen mit dem Alltag, der Authentizität, dem Ego, dem Mainstream, dem Zeitgeist, mit uns selbst und nicht zuletzt mit dem Betrachter. Als Performer ist man sehr schutzlos und direkt letzterem ausgesetzt. Aber gerade dies macht Lebendigkeit und Unmittelbarkeit aus, lässt Funken überspringen und vermag vielleicht sogar ein wenig Magie zu zünden.
Kunst machen ist Lebenseinstellung, ist in der Welt sein, dem beständigen Fließen von Zeit Ausdruck zu verleihen. Man ist niemals fertig – den Blickwinkel wechseln, die Perspektive verändern, Fäden spinnen, aufnehmen, verknüpfen und reagieren auf die vielen Stimmen der Vergangenheit, des Alltags und einer möglichen Zukunft.
Die unmittelbare Linienführung der Zeichnungen und Malereien, One-Liner genannt, da ein Gesicht aus dem anderen erwächst, ohne mit dem Stift oder Pinsel abzusetzen, transportiert diese Gedanken – Linien, scheinbar ohne Anfang und Ende, würde man an einer zupfen, veränderte sich das ganze Bild. Gleichzeitig hängt alles zusammen, bedingt sich, ist möglicherweise ohne das andere nicht denkbar.
Papier, dieses fantastische Material steht für Empfindlichkeit und Fragilität unserer Lebenswirklichkeit, birgt jedoch gleichzeitig unendliche Möglichkeiten der Wandlung und Bearbeitung.
Seit 2010 entwickle ich dreidimensionale Körper in einer eigenen Technik aus Papier, monochrome sowie farbig-gefasste Papierobjekte wuchern in den Raum, umspielen einander.
Es entstehen Spannungsfelder, Grenzüberschreitungen, Nähe oder Distanz, Gefahr oder Sicherheit, Streit oder Harmonie.
Die unendlichen Verwandlungsmöglichkeiten von Fläche zu Form aus jeweils einem einzigen Stück Papier zeigen den Reichtum des schöpferischen Aktes, primär der Idee. Auch hier ist die Linie bestimmend, aber geschnitten und nicht gezeichnet. „Gezeichnet” wird mit Skalpell, Cutter und Schere. Die Formen werden ineinander verschränkt oder verzahnt, nicht geklebt und bestehen aus jeweils einem einzigen Stück Papier.
Eine Einladung zu Begegnung und magischen Momenten. Während der Ausstellung Cuts & Lines im Kulturspeicher Würzburg 2019 arbeitete Christiane Gaebert drei Wochen öffentlich an einem 2 m x 4 m großen Gemälde. Besucher drängten sich im Ausstellungsraum und fanden sich bisweilen sogar auf der Leinwand wieder, viele kamen immer wieder, um den Fortschritt zu begleiten. Das Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen, intensive, lebendige Interaktion war möglich und beförderte die Prozesse während der Arbeitsphasen. Diese Arbeit mit dem Titel „Standpunkt: bis hierher und nicht weiter“ wird im Franck-Haus gezeigt, sowie eine weitere dort begonnen. Arbeitstitel: „Risiko …“. Begleitet wird die Aktion von einer Soundcollage des Komponisten und Kulturjournalisten Carsten Michels (Schweiz), in der, unter anderem fragmentarische Interviews mit zeitgenössischen Kulturschaffenden, verarbeitet worden sind.
Eintritt frei!